Mit Staubfänger, Walkie-Talkie und schwarzem Gürtel
Für Wollmäuse und Staubflusen muss Claudia Braun so etwas wie der Endgegner sein. Denn wo sonst gibt es eine Hausdame mit schwarzem Gürtel in Karate? Dazu eine echte Housekeeping-Weltauswahl, ein Team von acht Spezialisten, die mit System, Übersicht und einem ganzen Arsenal an Reinigungsmitteln so ziemlich jedem Fleck zu Leibe rücken?
„Das mit der Weltauswahl stimmt schon“, sagt Claudia. „Meine Jungs und Mädels sind eine ziemlich bunte Truppe aus Lettland, Bulgarien, Ungarn, Marokko und sogar Tadschikistan.“ Kontakt hält Claudia zu ihnen an diesem Morgen per Walkie-Talkie. Seit sechs Uhr ist die Frühschicht bei der Arbeit, bereitet erst die Restaurants und dann den Wellness-Bereich für die Gäste im Hotel Das Rübezahl vor. „Bis neun sind wir damit fertig. Dann geht es auf die Flure und in die Zimmer“, sagt Claudia, die selbst jeden Tag von kurz nach sieben in der Früh bis kurz nach vier am Nachmittag im Hotel ist. Danach übernimmt die Spätschicht: Mindestens bis acht Uhr am Abend ist das Housekeeping im Das Rübezahl immer anwesend. „Deshalb ist es hier auch so sauber!“, sagt Claudia.
Claudia ist Profi. Hotelfachfrau hat sie gelernt, als Haushälterin hat sie auch schon gearbeitet und auch jetzt als Hausdame weiß sie genau, was sie will. „Bunte Fingernägel zum Beispiel – die darf bei mir im Team keiner haben. Denn der Nagellack malt ein wenig, wenn man die Badewanne sauber macht.“ Man merkt schon: In Sachen Reinlichkeit ist mit Claudia nicht zu scherzen. „Wir haben unser System, unsere Abläufe“, sagt Claudia und gibt mir in wenigen Minuten einen Crashkurs in Sachen Housekeeping.
- Lektion 1: Nutz deine Zeit! 15 Minuten hat das Housekeeping für ein Bleibezimmer, 30 Minuten für eine Abreise. „Trotzdem müssen wir uns ranhalten!“ Also zuerst die Dusche mit Reinigungsmittel einsprühen, dann das Bett abziehen, zurück ins Bad und die Dusche ausspülen und abziehen und wieder rüber ins Schlafzimmer. Nur so können Putzmittel und Putzfee parallel arbeiten…
- Lektion 2: Das Vier-Farben-System! Der grüne Lappen ist fürs Zimmer, der gelbe für Dusche und Waschbecken, der blaue für die Service-Bereiche im Zimmer und der rote für die Toilette. Und zwar nur dafür!
- Lektion 3: Vertrauen ist gut, Kontrolle noch besser. Also überprüft Claudia jedes Anreisezimmer, bevor sie es für neue Gäste frei gibt. Ist der Abfalleimer leer? Die Klobürste sauber? Der Syphon geputzt? Die Minibar voll? Das Kissen perfekt aufgeschüttelt? Ganz am Ende zückt sie noch mal ihren teleskopierbaren Staubfänger und kriecht einmal unters Bett. Wie schon gesagt: ein echter Endgegner für Wollmäuse und Staubflusen.
Was so am Tag zusammen kommt, verrät der Schrittzähler auf dem Handy. 12.000 Schritte sind es immer, an etwas stressigeren Tagen auch gern mal 18.000 und dank der Bauweise des Rübezahl kommen auch noch 30 erklommene Stockwerke zusammen. „Mir macht der Job Spaß“, sagt Claudia. „Wenn dem nicht so wäre, könnte man die Arbeit auch gar nicht machen. Aber wir sind ein starkes Team, verstehen uns gut und freuen uns, wenn den Gästen auffällt, wie sauber es bei uns ist. Das ist halt unser Beitrag zu einem rundum gelungenen Wellnessurlaub im Allgäu!“
Während wir noch drüber reden, wie Claudia ihr Team motiviert (mit kleinen Geschenken, mit Kuchen, Keksen und ähnliche Aufmerksamkeiten), merke ich: Die Hausdame vom Rübezahl hat ein Lieblingswort. Schnell. Morgens saugt sie schnell alle Teppiche durch, später schaut sie schnell mal nach dem Rechten oder schenkt ihrer Truppe noch schnell ein paar nette Worte für den Feierabend. „Jetzt denk’ aber nicht, dass wir dünn drüber gehen“, sagt Claudia und lacht mit blitzenden Augen. „Und wo wir es schon davon haben: Wir beginnen den Tag im Team mit einem gemeinsamen Frühstück, besprechen alle anstehenden Aufgaben, teilen uns auf und legen dann mit guter Laune los.“
Wie ist das eigentlich als Hausdame – entwickelt man mit den Jahren nicht auch den einen oder anderen Spleen? „Doch, schon“, sagt Claudia ein bisschen schmallippig. „Man sieht halt irgendwann alles. Dass zum Beispiel die Kleiderbügel nicht alle auf der gleichen Seite vom Schrank hängen oder so. Vielleicht gar nicht so megawichtig, aber mir fällt’s halt auf.“ Diese Liebe zum Detail darf daheim auch Freund und Basti (unser Hotel-Bergführer) erfahren – und der hat seine eigene Meinung zu rigoroser Reinlichkeit: „Die Claudi’ hat schon ’nen Putzfimmel. Ich mein‘: Es ist ja wunderschön, dass daheim immer alles akkurat aufgeräumt ist – aber manchmal will sie einem schon die Schüssel wegräumen, während man noch am Essen ist … Weißt, wie ich mein‘?“