Zeit für Romantik
Umgeben von Bergen liegt er da: der dunkel schimmernde Schwansee. Seine glatte Oberfläche strahlt Ruhe aus und hüllt das Paar ein, in eine Decke aus Geborgenheit. Nur ab und zu schwappt ein leises Plätschern herüber, wenn das Wasser den Steg umspielt. Der Alltag, abgeschirmt durch Berge voller Bäume. Und auf dem Steg ein Liebespaar.
FLEISSIGE HELFERLEIN
Rund drei Kilometer weiter südlich laufen derweil im Hotel Das Rübezahl die Vorbereitungen auf Hochtouren. Während das Paar einen romantischen Tag mit Picknick am See verbringt, überprüft Rezeptionistin Elisabeth Siegl ein letztes Mal die Utensilien. Dekoartikel werden sortiert, alle Kollegen ein letztes Mal instruiert und die Walkie-Talkies eingeschaltet – frische Rosenblätter, Teelichter, eisgekühlter Champagner und ein Strauß roter Rosen warten gemeinsam auf ihren großen Auftritt.
Vor 14 Jahren hat Elisabeth ihre Ausbildung im Hotel Das Rübezahl begonnen. Mittlerweile ist sie Teil der Rezeptionsleitung und eine der hoteleigenen Romantikbeauftragten. Ja, so etwas gibt’s.
Denn Das Rübezahl bietet viel für Verliebte: einen Blumenstrauß auf dem Zimmer, Kutschfahrten, Rosenblätterbotschaften, Liebesschlösser mit Gravur, Oldtimerfahrten oder romantische Bäder und Partneranwendungen. Wer will, bucht direkt ein ganzes Wochenende inklusive Candle-Light-Dinner, Picknickkorb und Honeymoonbad. Oder, wie unser Paar am See, direkt das Heiratsantrag-leichtgemacht-Paket.
Meist sind es Männer, die solche Arrangements buchen. „Ich habe bisher nur zwei Frauen erlebt, die einen Heiratsantrag bei uns geplant haben“, sagt Elisabeth. „Das heißt aber nicht, dass Männer sich keine Gedanken machen wollen. Oft schicken sie uns im Vorfeld persönliche Dinge, die wir dann in den Ablauf integrieren. Das sind für mich die schönsten Anträge.“ Selbst gestaltete Ringkissen, Fotos, beschriftete Teller oder die Lieblingsmusik wenn es logistisch möglich ist, setzt Das Rübezahl alles um. Bis zu drei Anträge pro Woche bereiten die Mitarbeiter in der Hochsaison vor. „Es ist toll, wie das gesamte Team dabei zusammenarbeitet“, sagt Elisabeth. „Wir fiebern richtig mit. Der größte Lohn ist es, wenn die Gäste das Haus mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht verlassen. Dann weiß ich: Wir haben unseren Job gut gemacht.“
Wie aber kommt ein Wellnesshotel darauf, sich auf Heiratsanträge zu spezialisieren? Na, ganz einfach: weil die Nachfrage da war. „Irgendwann haben sich die Hochzeitsanträge bei uns im Haus gehäuft“, sagt Gastgeberin Giselle Thurm. „Die Umgebung hier ist einfach märchenhaft, da sind die Paare ohnehin schon in Stimmung. Also dachten wir, da müssen wir was machen.“
MISSION UNDERCOVER
Zurück im Hotel wirft sich das Paar für sein Candle-Light-Dinner in Schale. Als es die Treppe zur Lobby herunterkommt, bezieht das Romantik-Team Startposition. Anmerken lassen dürfen sich die Mitarbeiter dies jedoch nicht. Schließlich soll der oder die Zukünftige von alledem nichts mitbekommen. Tun sie auch nicht – und das, obwohl direkt im Eingangsbereich auf dem großen Bildschirm Werbung für das Arrangement gemacht wird. „Bestimmt hatte die eine oder andere schon eine leichte Vorahnung“, sagt Elisabeth. „Richtig misstrauisch wurde aber noch niemand.“ Vielleicht liegt das am Ambiente, vielleicht aber auch am gut geschulten Team, das dem Paar auf seinem Weg zum Restaurant gewohnt freundlich zunickt.
Ein verstohlener Blick, ein unsicheres Lächeln – schon verschwindet das Paar im Gourmetrestaurant Gams & Gloria. Startschuss für die Romantikfee und ihr Team. Jetzt muss es schnell gehen. Während das Liebespaar ein Fünf-Gänge-Menü genießt, bereitet Elisabeth das große Finale vor. Glätteisen, Lippenstift und Kajal werden verräumt, das Bett frisch bezogen und die in Eile auf den Boden geworfene Kleidung säuberlich auf einem Stuhl abgelegt. Elisabeths geschulte Hände arrangieren Rosenblätter auf dem Bett zu einem Herz, Wasserperlen laufen eisgekühlte Champagnergläser hinab und Teelichter tauchen das Zimmer in romantisches Licht. Blütenblätter locken zum romantischen Bad. Aus den Lautsprechern: sanfte Musik. Vorhang auf für den letzten Akt – ach nein, für den Schlossblick natürlich. Denn wer könnte bei diesem Anblick schon Nein sagen?
ENDE GUT, ALLES GUT
Sobald das Zimmer dekoriert ist, eilt Elisabeth zurück an die Rezeption. Gerade rechtzeitig, um dem Paar eine gute Nacht zu wünschen, als es auf sein Zimmer geht. Der Rest des Abends liegt ab jetzt ganz allein in seinen Händen. Doch die Romantikbeauftragte ist zuversichtlich – schließlich wurde im Rübezahl noch nie ein Antrag abgelehnt.