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lickt man in einschlägige Fachmagazine, so ist dort
gerne von jungen Wilden die Rede. Das klingt nach
frisierten Mofas und pubertärer Euch-zeig-ich’s-At-
B titüde. Tatsächlich geht es nur um das lustvoll zele-
brierte Brechen tradierter Regeln. Der Ausnahmekoch
Harald Wohlfahrt hat es so ausgedrückt: „Für junge
Köche ist es wichtig, sich nicht dem Mainstream anzu-
passen. Hinterfrage Gängiges und gehe dann deinen
eigenen Weg!“
Küchenchef Erik Wendt und Sous-Chef Sascha Kainz
agieren in diesem Sinn: neugierig und experimentier-
freudig, aber dabei wunderbar unaufgeregt. „Für uns
ist das Produkt entscheidend, nicht die Sidekicks auf
dem Teller. Effekthascherei finden wir unangebracht.“
Die beiden sind zwar die „Neuen“ in der Führungsspit-
ze, für Gourmets und Stammgäste, aber alte Bekannte:
Küchenchef Erik Wendt arbeitet seit zehn Jahren in der
Küche des Rübezahl, Sascha Kainz – nunmehr sein Sous-
Chef – seit acht Jahren. 2019 erkochte das Team den
ersten Stern für das Gourmetrestaurant Gams & Gloria,
der allerdings später fürs Erste wieder abhanden kam.
„Klar haben wir Appetit auf Sterne“, sagen dazu Erik
und Sascha und müssen lachen. „Wir arbeiten sehr hart
und das Wiedererlangen des Sterns wäre einfach das
Tüpfelchen auf dem I.“
DIE ALPEN AUF DEM TELLER
Der Küchenstil ist nach wie vor auf alpine Produkte
ausgerichtet: „Wir haben mit viel Herzblut ein kleines
Netzwerk von Produzenten und Lieferanten für unsere
Region hochgezogen. Und wir geben den Produkten auf
den Tellern die bestmögliche Bühne.“ Die Küche setzt
zwar überwiegend auf Alpenländisches, radikal regio-
nal ist sie aber nicht.
„Bewährtes überdenken, Neues hinzunehmen“, lautet
die Devise. „Das Menü im Gams & Gloria ändert sich
künftig je nach Jahreszeit und entsprechenden Zutaten“,
erläutert Erik das neue Konzept. „Wir werden noch sai-
sonaler und somit regionaler, als wir es bisher schon
waren. Gemüse, Obst und Pilze kommen noch stärker
zum Einsatz. So können wir aus einzelnen Gängen auch
komplette vegetarische Menüs machen.“ Von der Neu-
ausrichtung profitiert auch das Louis II. „Wir machen
eine frische, junge und unverkopfte Küche“, sagen Erik
und Sascha. Und für sie zählt sowieso nur eines: „Glück-
liche Gäste!“